Ohne Filter

Ohne Filter

Ohne Filter

L ange Zeit waren Umbrüche für Rüdiger die einzige Konstante in seinem Leben. Von West nach Ost, von Nord nach Süd. Mehr als sieben Umzüge verzeichnete seine Vita, ehe er volljährig wurde. Angesichts dieser Tatsache stellte sich ein richtiges Ankommen und Anschlussfinden als besonders schwierig heraus.

„Die Zeit in der Hauptschule war überhaupt die unangenehmste Phase meines Lebens. Mein Schulalltag war geprägt von Mobbing, denn zu massiv waren damals die Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen und Andersartigkeiten“, berichtet er und das ist wohl noch stark geschönt. „Dass ich mich von den sogenannten ‚Normalen‘ unterscheide, war mir schon sehr früh bewusst“, fügt er hinzu und bezieht sich dabei nicht nur auf sein äußeres Erscheinungsbild, sondern auch auf sein komplexes Krankheitsbild. „Mein größtes Problem war, dass ich aufgrund meiner psychischen Erkrankung keine Filter bzw. keine innere Stimme besessen habe, also jeden einzelnen Gedanken verbalisieren musste und so jeden in meinem Umfeld überforderte. Seit 2016 wohnt Rüdiger im Wohnheim Viehofen, eine auf Männer mit psychischen Erkrankungen spezialisierte Einrichtung. Das Wohnheim bezeichnet er als sein Zuhause, wo er sich von Beginn an angenommen und zugehörig fühlte. „Ich lebe eigentlich sehr zurückgezogen und bin gerne allein, aber hier habe ich gelernt, mich etwas zu öffnen und mit anderen Gästen neue soziale Kontakte zu knüpfen“, konstatiert Rüdiger.

An Emmaus schätzt er die kompetenten Betreuer:innen, die ihm gegenüber sehr viel Geduld zeigen und auch immer ein offenes Ohr für seine Bedürfnisse haben. In der Tagesbetreuung Viehofen ist er in der Wissenswerkstatt beschäftigt, die einen geregelten Tagesablauf fördert und dabei handwerkliche und kreative Fertigkeiten stärkt.

Darüber hinaus ist er im „Quatschcafé“ tätig und freut sich darüber, andere Gäste zu bewirten. In seiner Freizeit liest er gerne Bücher, insbesondere Mangas und Fanfiction und tauscht sich auch immer wieder leidenschaftlich und mit erstaunlichem Detailwissen mit Zivildienern über diese Themen aus. Von der Gesellschaft würde Rüdiger sich wünschen, psychisch Erkrankte nicht wie „Idioten“ zu behandeln, sondern jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit so zu akzeptieren, wie er oder sie eben ist und sich dabei rücksichtsvoll und sensibel zu zeigen.

Rückfragehinweis

Stephanie Stadler, MA
stephanie.stadler@emmaus.at
0676/886 44 743

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